Geschichte

Die Vereinsgeschichte

Der Fanfarenzug Blau-Weiß Ochtendung e.V. – Ein Ochtendunger Verein mit Geschichte! Angefangen vom klassischen Fanfarenzug welcher in einem Hinterzimmer einer Kneipe probte bis zur modernen Brass-Band mit eigenständiger Drumline. Wie alles angefangen hat verdeutlicht am besten ein Interview mit Gründungsmitgliedern.

Interview mit Vereinsgründer Leo Knodt und Ehrenvorsitzenden Günther Kalter (Geführt von Guido Stroh im Jahre 1992)


 

Stroh: Was hat dich Leo dazu bewogen diesen Verein ins Leben zu rufen?

Knodt: Da es bis zu der Zeit im Karneval nur ein Trommlercorps der Feuerwehr gab,dachte ich mir, das ist zu wenig. Da fehlt was. Zu wenig Jugend. Im Februar/März, historie9also nach der Fastnacht 1954, begann ich meinen Gedanken, ein Fanfarencorps zu gründen in die Tat umzusetzen. Ich sprach ca. 10 – 12 von den „Quanten“ (Jugendliche), die ich näher kannte an und fragte was sie von der Idee halten. Die Begeisterung war groß. Doch sie erkannten gleich das Problem: Wie kommen wir an Instrumente, wo doch nicht jeder gleich so viel Geld für eine Fanfare oder Pauke übrig hatte. So einigten wir uns darauf, dass jeder wöchentlich abgibt wozu er in der Lage ist. 20 Pfennig, 50 Pfennig oder eine D-Mark. Da sich das Vorhaben in deren Freundeskreis rumsprach, meldeten sich insgesamt 20 – 25 Personen an. Wir setzten uns einmal wöchentlich in meiner Kneipe (Bierdeckel) zusammen, wo auch jeder seinen Anteil regelmäßig abgab. Darüber führte ich Buch. historie1Nach einigen Monaten konnte ich anhand dessen feststellen, dass 10 – 12 Mann konstant daran festhielten und das meiste Interesse dafür zeigten. Da der Herr Geiermann, der damals schon das Musikgeschäft in Mayen hatte, öfter Gast in meinem Lokal war, hatte ich einen geheimen Plan. Ich fuhr mit meinem Moped und einem kleinen Anhänger nach Mayen schilderte ihm mein Vorhaben und sagte, dass ich schon das Geld für ca. 1 – 2 Fanfaren (Stk. ca. 45,- DM) und 1 Pauke (ca. 90,- DM) zusammen hätte, dies aber noch nicht reichen würde. So machte ich ihm den Vorschlag, dass er mir 8 Fanfaren und 2 Pauken zur Verfügung stellen könnte und ich ihm das Geld in Raten abbezahlen würde. Er willigte ein und ich nahm die Instrumente sofort mit. Zuhause angekommen, lud ich die Sachen aus und versteckte sie im Nebenraum meines Lokals. Dann rief ich die „Quanten“ innerhalb der nächsten Tage zu einer Versammlung zusammen und begründete diese mit einer wichtigen Besprechung. Als zum vereinbarten Termin alle im Lokal saßen, öffnete ich stolz die Tür zum Nebenraum. Als sie die Instrumente sahen, standen ihre Münder wie ein Gartentor auf.

historie8Diese Überraschung hatte wie eine Bombe eingeschlagen, denn die Begeisterung war riesig. Innerhalb der nächsten Zeit fingen wir mit den Proben an und hatten uns schon
einen Musiklehrer engagiert. Das war ein Herr Reithmann aus Andernach (er spielte dort in einem kleinen Orchester Trompete), der ebenfalls schon vorher hin und wieder Gast in meinem Lokal war. Da er über diese Aufgabe sehr froh war und somit nicht immer bei seiner „Alten“ zuhause sitzen musste, verlangte er als Lohn lediglich 1 – 2 Zigarren, sein Bierchen und etwas zu Essen. Nach einiger Zeit gaben wir ihm dann regelmäßig von allen zusammengelegt ein Entgeld von ca. 20,- DM. Da hatte er einen Spaß gehabt! Die Proben liefen gut, sodass sich ein paar Mann die zuvor nicht regelmäßig zu den Einzahlende gehörten, eigene Instrumente kauften, da ja anfangs nur eine begrenzte Anzahl von Fanfaren und Pauken zur Verfügung stand.  Das war schon eine tolle Zeit!!


Stroh:
Wo und wann hattet ihr euren ersten Auftritt?

Knodt: Das war zwei Jahre nach der Gründung im Saale Esch auf dem Maskenball. Wir waren so ca. 12 Mann und haben dort eine Super-Show geboten. Das Publikum war hellauf begeistert. Dann marschierten wir am Sonntag vor Fastnacht mit allen Formationen durchs Dorf. Ein Jahr später spielten wir bereits Umzüge in Saffig, Plaidt und Polch.

historie22Stroh: Wann und wo habt ihr das Marschieren geübt?

Knodt: Das war schon ziemlich in der Anfangszeit. Wir sind damals heimlich im Saffiger Weg, zuerst nur mit Pauke, marschiert. Etwas später dann kamen ca. 3 – 4 Fanfaren dazu.

Stroh: Wo habt ihr geprobt?

Knodt: Zuerst im Nebenraum meines Lokals, danach in der Schule in einem Klassenzimmer.

Stroh: Wie kam es zu den Farben „Blau und Weiß“?

Knodt: Das „Blau-Weiß“ war so ein Tick von mir. Die Kombination dieser Farben war mir schon immer sympathisch. Da im Karneval von Ochtendung sowieso mal eine neue Farbe her musste, war für mich die Sache klar.

 

Stroh: Wann wurde die erste Uniform angeschafft?historie4

Knodt: Am Anfang schon, als wir in der Öffentlichkeit auftraten. Das war in dem Sinne keine Uniform. Wir haben uns beim Kaufhof im Ausverkauf für alle „blaue Blüsje“ gekauft. Darunter eine normale weiße Hose. Diese Kleidung wurde von jedem selbst bezahlt.

 

Stroh: Gab es gleich einen Vorstand?

Knodt: Nein. Das habe ich anfangs alleine gemacht. Ich hatte das große Glück einen Mitarbeiter wie Günther Kalter zu haben. Er übernahm gleich 1956 die Stabführerschaft. Zu der Zeit war das noch mit dem Vorsitzenden gleichzusetzen, sodass man sagen kann, er war von Anfang bis heute der Vorsitz des Vereins. Er hat das Vereinsleben aktiviert.
Für seine Arbeit bin ich ihm sehr dankbar. Einen Vorstand wie im heutigen Sinne wurde erst in den 60er Jahren aufgestellt.

historie7Stroh: Wie lange warst du aktiv?

Knodt: Ca. 10 Jahre.

Stroh: Hattet ihr damals schon Mädchen im Verein?

Knodt: Nein. Wir waren nur Männer. Das kam später. Das war so nach meiner aktiven Zeit. Wann genau kann ich nicht sagen.

Stroh: Gab es in deiner Zeit schon mal Probleme mit dem Probenbesuch – z.B. in der Urlaubszeit?

Knodt: Nein. Der Probenbesuch war immer gut. Da gab es nie Probleme.

Stroh: Kam es mal vor, dass ihr wegen Spielermangels nicht spielfähig wart?

Knodt: Das habe ich nie erlebt. Dafür war die Freude an der Musik so groß. Da waren alle mit Leib und Seele dabei.

Stroh: Als dich die Nachricht erreichte, dass die Jugend des Fanfarenzuges Deutscher Meister geworden ist, was hast du in diesem Moment gedacht und gefühlt?

historie6Knodt: Ich verspürte Genugtuung und Stolz einen Verein gegründet zu haben, der einen so bedeutenden Titel errungen hat. Doch als ich bei der Meisterschaftsfeier feststellen musste, dass die Ochtendunger Vereine es nicht für notwendig fanden dem Fanfarenzug an diesem Abend einen Glückwunsch auszusprechen, war ich aufs tiefste enttäuscht. Selbst der Bürgermeister zog es vor, anstatt der Einladung zu folgen, kegeln gehen. Das wäre das mindeste gewesen. Denn was diese jungen Menschen geleistet haben, und dafür geopfert haben, das müssen die anderen erst einmal nachmachen.

Stroh: Wie denkst du über das Niveau des Vereins im Gegensatz zu damals?

Knodt: Der Verein hat sich immer allen Situationen angepasst. Das war das Glück. So konnte er sich immer steigern und zu den Leistungen kommen, zu denen er heute im Stande ist. Wenn es einmal Unstimmigkeiten gab, habe ich immer gesagt: „Ihr alten macht keinen Ärger, ihr wart auch mal jung, und ihr jungen werdet auch mal alt.“

Stroh: Gibt es etwas, was du anders machen würdest, als der Verein es heute tut?

historie5Knodt: Nein. Das finde ich in Ordnung. Er ist immer mit der Zeit gegangen, nie dagegen. Das macht ihn so stark. Ich wünsche ihm für die weitere Zukunft alles Gute.


Stroh: Wo und wann wurde der erste Wettstreit gewonnen?

Kalter: Das war 1959 beim Verbandswettstreit in Plaidt. Da haben wir in der B-Klasse alles gewonnen: Den Festzugspreis, auf der Bühne den ersten Platz, damals hieß das noch Ehrenpreis und ich habe den Stabführerpreis gewonnen und bekam dafür als Preis eine Aktentasche überreicht, die ich 20 Jahre als Arbeitstasche benutzt habe. 1960 gewannen Rolf Schaden und ich den Solistenpreis in Mayen und Miesenheim auf dem Verbandswettstreit. Ich spielte die erste Stimme, Rolf die zweite Stimme und eine Trommel hat uns außer Konkurrenz begleitet.

 

Stroh: Wie lange warst du Stabführer?

Kalter: Von 1956 bis 08.06.1963. Danach übernahm Rolf Schaden den Stabführer.

Stroh: Wie hieß das erste Lied, dass ihr gespielt habt?

Kalter: Das war „Flamen empor“, das wir ohne Noten einstudiert haben. 1972 sind wirhistorie3 dann auf Es-Ventil-Instrumente umgestiegen. Mit diesen Instrumenten haben wir als erstes Lied „Es kommen die lustigen Tage“ einstudiert. (Dessen Refrain ist immernoch im Repertoire (Anm. d. Redaktion))

 

Stroh: Ab wann kamen Jugendliche in den Verein?

Kalter: Das war 1966. Nachher haben wir dann das Mindestalter auf 12 Jahre begrenzt, aber das hat sich ja dann im Laufe der Zeit Gott sei Dank geändert.


Günther Kalter war bis 1992 – also insgesamt 36 Jahre – 1. Vorsitzender des Fanfarenzuges Blau-Weiß Ochtendung!